Ein neuer Hühnerstall mit Photovoltaik-Anlage auf dem Dach – das war der Plan des Ühlehofs im Kanton Thurgau. Die Ziele des Biohofs: tiefere Kosten, mehr Nachhaltigkeit. Um das Projekt zu realisieren, musste eine Finanzierung her, die den Kreditrahmen schont. Diese kam direkt von der Lieferantin der Solaranlage, der Energiedienstleisterin Agrola.
Nachfrage überstieg Produktion
Seit 30 Jahren produziert der Ühlehof eine breite Palette an Lebensmitteln nach dem Bio-Suisse-Standard. Der Erfolg lässt sich sehen: Mittlerweile liefert der Thurgauer Familienbetrieb Früchte, Gemüse, Fleisch und Eier bis nach Zürich. Im Eier-Segment stiess der Biohof in den letzten Jahren jedoch an seine Kapazitätsgrenzen. «Zeitweilig überstieg die Nachfrage die Produktion und wir mussten Eier zukaufen», sagt Landwirt Hansjörg Studer. Für den Betrieb war das nicht lohnenswert. So entschied Studer, einen zweiten Stall für 2000 zusätzliche Hühner zu bauen.
Doch die Studers planten von Anfang an mehr als einen Stall: Auf dem Dach des neuen Gebäudes sollte eine Photovoltaik-Anlage installiert werden. Denn die Eierproduktion ist stromintensiv. «Hühner benötigen zirka 14 Stunden Licht pro Tag, um normal produktiv zu sein», erklärt Studer. «Im Winter braucht es hierfür stundenlang künstliches Licht.» Im Sommer wiederum frisst die Belüftungsanlage für die Tiere viel Strom.
Solarstrom verursacht wenig CO2
Die Erzeugung des eigenen Solarstroms bringt dem Ühlehof grosse Vorteile: Einerseits spart der Betrieb Kosten. «Vor allem jetzt, wo sich der Strompreis bei unserem Versorger verdoppelt hat», gibt Studer zu bedenken. «Andererseits sind wir ein Biohof, der natürlich auch beim Thema Energie auf Nachhaltigkeit setzt.» Solarstrom belastet keine endlichen Ressourcen und verursacht – die Herstellung der Solaranlage eingerechnet – nur wenig CO2.
Damit der Ühlehof so unabhängig wie möglich ist, entschied sich Familie Studer für eine Photovoltaik-Anlage mit Batteriespeicher. Dieser nimmt überschüssigen Strom auf und gibt an regenreichen Tagen und in der Nacht Strom ab. «Mit dem Speicher sind wir im Sommer bis morgens um fünf eigenständig», sagt Studer. «Und schon um zehn ist der Speicher wieder voll.»
Hypothekarkredit ging für Altlast drauf
Fast wäre das Solarstrom-Projekt des Ühlehofs allerdings gescheitert. «Ursprünglich wollten wir die Anlage über einen Hypothekarkredit finanzieren», sagt Studer. Dann aber ging dieser für das Ausheben einer Abfallgrube unter dem geplanten neuen Hühnerstall drauf. Und eine zweite Hypothek hätte die landwirtschaftliche Belastungsgrenze gesprengt. Danach dürfen landwirtschaftliche Grundstücke nur bis zu einer bestimmten Grenze mit Grundpfandrechten belastet werden.
«Eine zweite Hypothek hätte die landwirtschaftliche Belastungsgrenze gesprengt.»
Hansjörg Studer, Landwirt
Leasing ist bilanzneutral
Die Lösung kam schliesslich von der Energiedienstleisterin Agrola, bei der der Ühlehof die PV-Anlage kaufen wollte: Sie schlug ein Investitionsgüter-Leasing in Zusammenarbeit mit Raiffeisen vor. «Beim Leasing handelt es sich um laufende Kosten, die in der Erfolgsrechnung als Aufwand verbucht werden», erklärt Peter Büchi von Raiffeisen Schweiz. «Es schont den Kreditrahmen und ist deshalb eine willkommene Finanzierungsform für Betriebe, die nahe an der landwirtschaftlichen Belastungsgrenze sind.»
«Beim Leasing handelt es sich um budgetierte Kosten, die in der Erfolgsrechnung direkt als Aufwand verbucht werden.»
Peter Büchi, Leiter Vendor-Leasing Raiffeisen Schweiz
Zudem schont Leasing die Liquidität. «Die eigenen Mittel bleiben unangetastet», sagt Büchi, der bei Raiffeisen den Bereich Vendor-Leasing leitet. Dabei machen Hersteller und Händler ihren Kundinnen neben dem Produkt gleich einen passenden Finanzierungsvorschlag und spannen dafür etwa mit einer Bank zusammen. Im Fall von Agrola und Raiffeisen funktioniert dies so: Die Energiedienstleisterin offeriert ihren Kundinnen und Kunden bei Interesse den Kauf auf Leasing. Entscheidet sich eine Landwirtin oder ein Landwirt dafür, stellt Agrola den Antrag an Raiffeisen. Die Bank prüft die Bonität, stellt den Leasing-Vertrag aus und kauft die Anlage bei Agrola. Anschliessend zahlt der Landwirt die Leasingraten direkt an die Bank.
Der grosse Vorteil von Vendor-Leasing: «Man bekommt Produkt und Finanzierung aus einer Hand und muss nicht selber einer passenden Lösung nachrennen», bringt es Landwirt Hansjörg Studer auf den Punkt.
Vendor-Leasing verhindert Kapitalbindung
Aber auch für Energiedienstleisterin Agrola bietet Vendor-Leasing Vorteile. Peter Büchi nennt die zwei wichtigsten: «Das Unternehmen erreicht eine grössere Kundschaft und kann seinen Absatz steigern. Zudem erhält es von Raiffeisen sofort Liquidität und verhindert Kapitalbindung.»
Vendor-Leasing ist also Win-win – für Produktions- oder Handelsbetriebe und Landwirte. «Für uns war die Finanzierung genau das Richtige», resümiert Hansjörg Studer. «Ansonsten hätten wir die Photovoltaik-Anlage erst später anschaffen können und den Hühnerstall vorerst mit teurem eingekauftem Strom betreiben müssen.»
Ühlehof
Der Ühlehof in Schlatt im Kanton Thurgau produziert Früchte (etwa Beeren und Mini-Kiwis), Gemüse, Eier sowie Rind-, Schweine- und Hühnerfleisch. Der Hof wird von der Familie Studer geführt und arbeitet seit 1996 nach den Richtlinien des Labels Bio Suisse. Der Betrieb verkauft seine Produkte vor allem direkt an Bioläden und im eigenen Hofladen. Im Sommer beschäftigt er circa zehn, im Winter circa drei Mitarbeitende.