Franz Dürr hat seine Firma erfolgreich verkauft. Der Entscheid fiel ihm nicht schwer – dank konkreter Pläne für die Zeit danach. Aber auch sein Unternehmen war bereit: «Dieses war sehr gut für eine Übernahme aufgestellt», sagt Raiffeisen-Kundenberater Martin Jeker, der die Käuferseite unterstützte.
«Der ‹Plan danach› ist ein Muss»
Franz Dürr ist ein Mann mit Plänen. Als er die Energielösungs-Spezialistin Aksa Würenlos AG 2003 in einem anspruchsvollen Marktumfeld übernahm, wusste er: Das heisst viel Arbeit, Herzblut und wenig Ferien. «In einem KMU zählt man keine Stunden», sagt der ehemalige ABB-Manager. «Man hält einfach immer alles am Laufen und ist Ansprechpartner für Kunden und Mitarbeitende in allen Belangen.» So vereinbarte der ehemalige Geschäftsführer Dürr mit seiner Frau, die im Verlauf der Jahre als Finanzchefin ins Unternehmen einstieg: «Mit 60 gehören wir uns und vermehrt dem Privatleben.» Reisen, Zeit für einander, auf Touren gehen, Motorrad fahren, das schwebte den Dürrs als «Plan danach» vor.
«So ein Plan ist ein Muss, um die Nachfolgeregelung anzugehen und damit für Mitarbeitende und Kunden nachhaltig Zukunft zu schaffen», zeigt sich Dürr überzeugt. Inzwischen hat er die Aksa Würenlos verkauft. «Nachdem jetzt eine gute und vertrauensvolle Nachfolge gefunden ist, kann ich beruhigt loslassen», so Dürr.
Kalte Füsse hätten finanzielle Folgen gehabt
Der Elektrotechniker hat die Nachfolgeplanung frühzeitig aufgenommen. «Aus meinem Umfeld habe ich gehört, dass der Nachfolgeprozess schnell einmal fünf Jahre dauern kann.» Und Dürr wollte keinesfalls unter Zeitdruck geraten: «Ich wollte mir die Freiheit nehmen, Angebote ausschlagen zu können, wenn es finanziell, menschlich oder für meine Mitarbeitenden nicht passt.»
Spezialistin für Unternehmensverkäufe engagiert
Um aber gar nicht erst Raum für einen generellen Rückzieher zu lassen, fasste Dürr einen weiteren Plan: Zusammen mit seiner Frau setzte er einen Vertrag mit einer auf Unternehmenskäufe und -verkäufe spezialisierten Beratungsfirma auf. Und dieser Vertrag endete erst mit dem Verkauf der Aksa. «Ganz bewusst», stellt Dürr klar. Hätte er den Verkauf abgeblasen, wäre dies für ihn mit finanziellen Folgen verbunden gewesen.
Unterstützung durch den gesamten Verkaufsprozess
Die M&A-Firma unterstützte Dürr bereits bei der Unternehmensbewertung und begleitete schliesslich den ganzen Verkaufsprozess. Dürr: «Ich glaube, jedes KMU benötigt jemand Aussenstehendes, der die Nachfolge vorantreibt, Know-how einbringt und vor allem Arbeit abnimmt.» Denn die Übergabe bedeutet für Unternehmer beträchtlichen Mehraufwand. «Ohne Unterstützung dürfte die Gefahr gross sein, dass sich der Prozess endlos hinzieht. Das Tagesgeschäft läuft ja normal weiter.» Der Beizug einer M&A-Firma bringe aber noch weitere Vorteile: «Man erfährt, ob es überhaupt der richtige Zeitpunkt ist für einen Verkauf und ob es grundsätzlich Interessenten gibt», erklärt Dürr.
Finanzkräftigen und technisch versierten Käufer gesucht
Dass sich Franz Dürr für einen Verkauf an externe Dritte entschied, lag auch daran, dass es keine Option auf eine familieninterne Nachfolge gab. Seine Kinder sollten ihren eigenen, selbstbestimmten Weg gehen. Also legte Dürr fest, dass der neue Eigentümer folgende zwei Anforderungen erfüllen muss: Er sollte den Kauf finanziell problemlos bewerkstelligen können und gleichzeitig technisches Know-how besitzen. «So jemanden zu finden, war allerdings gar nicht so leicht.»
Mit der Citttic AG, die mittelständische Industrieunternehmen erwirbt und entwickelt, fand Dürr schliesslich diesen Mix. «Engagement und Kompetenz dieses Unternehmens haben mich überzeugt.» Innerhalb der infrage kommenden Angebote gab am Ende das Menschliche den Ausschlag: «Citttic-CEO Michael Buscher ist wie ich Elektrotechniker. Wir waren von Anfang an auf der gleichen Wellenlänge», so Dürr.
Gut und zukunftsfähig aufgestellt
Natürlich war Citttic nicht ohne Konkurrenz. «Die Aksa war sehr gut für eine Übernahme aufgestellt», erklärt Raiffeisen-Firmenkundenberater Martin Jeker, der Citttic bei der Finanzierung der Aksa-Übernahme unterstützte. «Damit meine ich: gute Kunden- und Lieferantenbeziehungen sowie eine vielversprechende Umsatz- und Ertragsentwicklung.»
Zudem hatte Dürr über Jahre in zukunftsweisende Technologien investiert und bewusst alle drei Standbeine seiner Firma gestärkt – Stromerzeugung, Transportkälte und Motorenservice. Dürr: «Ziel war, die wirtschaftliche Robustheit und so auch die Zukunftsfähigkeit der Aksa zu fördern.»
Langfristig erfolgreiche Firmenentwicklung geplant
Dass der neue Eigentümer Citttic genauso auf eine langfristig erfolgreiche Firmenentwicklung setzt, davon ist Dürr überzeugt. Und das wollte er auch gleich nach Verkaufsabschluss den Mitarbeitenden vermitteln. «Während des Prozesses habe ich null und nichts kommuniziert, um keine Verunsicherung zu stiften. Danach dafür umso mehr.» Dürr und Citttic hielten eine gemeinsame Infoveranstaltung ab, bei der sie wahrscheinliche Fragen der Angestellten vorwegnahmen und beantworteten. Dürr: «Damit wollten wir verhindern, dass heikle Fragen ungestellt blieben. Im Nachhinein habe ich erfahren, dass dieses Vorgehen sehr geschätzt wurde.»
Die Dürrs können ihren gemeinsamen «Plan danach» also getrost in Angriff nehmen. Die Welt ruft. Und vielleicht bleibt Franz Dürr seiner Aksa als Verwaltungsrat erhalten.
Die Aksa Würenlos AG wurde 1905 gegründet. Heute hat sie drei Standbeine: schlüsselfertige Lösungen zur Stromerzeugung – etwa Diesel-, Gas-, Biogas- und Elektroaggregate –, umweltfreundliche Kältemaschinen für den Transportbereich sowie Service für Motoren von Cummins, dem weltweit grössten Hersteller von Dieselmotoren. Die Aksa beschäftigt rund 30 Mitarbeitende und gehört der Citttic AG, die mittelständische Firmen erwirbt und langfristig entwickelt. CEO der Citttic ist Michael Buscher, ehemaliger Konzernchef von OC Oerlikon.