Für viele Unternehmer ist die Nachfolge innerhalb der eigenen Familie der Königsweg. Sie ist indes in der Regel mit deutlich mehr Emotionen verbunden als Lösungen ausserhalb der Familie. Erfahren Sie hier, wann eine familieninterne Lösung Sinn macht und worauf dabei besonders zu achten ist.
Familieninterne Unternehmensnachfolgen sind am häufigsten
Welche Vorteile bietet ein FBO?
Was sind die Herausforderungen des Family-Buy-Out?
Frühzeitige Planung der familieninterne Nachfolge zentral
Unterschiedliche Varianten der familieninternen Nachfolge
Familieninterne Unternehmensnachfolgen sind am häufigsten
Nach wie vor ist die Unternehmensnachfolge innerhalb der Familie – der Family-Buy-Out (FBO) – die am häufigsten gewählte Form der Übergabe. Die Tendenz ist jedoch klar abnehmend. Die Gründe dafür sind vielfältig: Neben fehlendem Interesse oder ungenügendem Knowhow innerhalb der Familie können auch finanzielle Überlegungen zur Wahl einer Lösung ausserhalb der Familie führen.
Für den Unternehmer ist die familieninterne Nachfolge zudem mit deutlich mehr Emotionen – positiven wie potentiell auch negativen – verbunden, als ein Verkauf an Dritte: So macht es Eltern stolz, wenn sie ihr Lebenswerk an die eigenen Kinder übergeben. Auf der anderen Seite kann die Enttäuschung sehr gross sein, wenn die Nachkommen die Firma nicht übernehmen wollen oder können. Die stärkere Emotionalität der familieninternen Übergabe zeigt sich auch daran, dass sie unter den verschiedenen Varianten klar die langwierigste ist. Im Schnitt dauert ein Family-Buy-Out rund sechseinhalb Jahre.
Welche Vorteile bietet ein FBO?
- Stärkere Verbundenheit
Familieninterne Nachfolger kennen das Unternehmen in der Regel bereits und fühlen sich aufgrund der oft langjährigen Geschichte stark mit dem Geschäft und den Mitarbeitern verbunden. Dies schafft Sicherheit und Vertrauen bei Mitarbeitern, Kunden und Lieferanten. - Unternehmenskultur
Dank der Verbundenheit mit dem Unternehmen sind die Nachfolger mit den spezifischen Gegebenheiten und Besonderheiten in der Regel vertraut. Sie passen so einfacher in die gelebte Unternehmenskultur. - Lebenswerk für Familie erhalten
Für viele Unternehmer steht die Schaffung und Sicherung eines gewissen Wohlstandes für die eigene Familie im Zentrum der eigenen unternehmerischen Aktivitäten. Durch die Übergabe in der Familie wird das Erarbeitete für die nächsten Generationen erhalten. - Knowhow-Transfer
Sind die übernehmenden Familienmitglieder bereits im Unternehmen tätig, begünstigt dies den reibungslosen Knowhow-Transfer und sichert den Bestand des firmeneigenen Wissens. - Keine Suche nach Kaufinteressenten nötig
Bei der familieninternen Übergabe erübrigt sich die aufwändige Suche nach Interessenten. - Flexible Finanzierungsmöglichkeiten
Es bieten sich häufig flexiblere Finanzierungsmöglichkeiten, beispielsweise mittels Erbvorbezug oder Darlehen mit speziellen Familienkonditionen. Davon profitieren Übernehmer (bessere Finanzierbarkeit) und Übergeber (gesicherte Kontinuität) gleichermassen.
Was sind die Herausforderungen des Family-Buy-Out?
- Längere Dauer
Der Prozess zur Regelung der Nachfolge innerhalb der Familie dauert in der Regel deutlich länger als andere Übergabevarianten. Wer unter Zeitdruck steht, wählt deshalb eher einen Verkauf ans Management (MBO) oder an Externe (MBI). - Geringerer Verkaufspreis
Die Maximierung des Verkaufspreises steht bei der familieninternen Übergabe selten im Vordergrund. Gemäss Studien beträgt der durchschnittlich gewährte Discount zum Marktpreis innerhalb der Familie rund 40 Prozent. - Erbrechtliche Herausforderungen
Um die Finanzierung für die übernehmenden Familienmitglieder zu ermöglichen bzw. zu erleichtern, wird die Nachfolge oft zumindest teilweise als Erbvorbezug ausgestaltet. Dabei ist sicherzustellen, dass alle Erbberechtigten gleichbehandelt werden bzw. allseits getragene, verbindliche Lösungen gefunden werden und der Familienfrieden gewahrt wird. - Strukturerhaltung statt neue Impulse
Die Nachfolge bietet die Gelegenheit, Bestehendes zu hinterfragen und neue Impulse einzubringen. Familieninterne Nachfolger können dazu tendieren, die bestehenden Strukturen länger und/oder stärker zu erhalten und die – allenfalls notwendige – Erneuerung aufzuschieben. - Enttäuschung und Konflikte
Bringt die neue Generation ihre Ideen ein und initiiert Veränderungen, kann dies bei den Eltern für Irritation oder gar Enttäuschung sorgen. Ist der übergebende Unternehmer weiter operativ in der Firma tätig, besteht ein erhebliches Konfliktpotential.
Frühzeitige Planung der familieninterne Nachfolge zentral
Die familieninterne Nachfolge ist in der Regel ein langwieriger Prozess. Oft sind dabei vielfältige, zum Teil auch gegenläufige Interessen und Wünsche zu berücksichtigen. Es gilt, die Bedürfnisse des Unternehmens mit denjenigen der Familie möglichst gut zu vereinbaren.
Wer den Prozess frühzeitig in Angriff nimmt, hat ausreichend Zeit für die notwendigen Gespräche und bewahrt sich seinen Handlungsspielraum. Eine externe Begleitung, wie sie beispielsweise das Raiffeisen Unternehmerzentrum (RUZ) anbietet, kann massgeblich zu einem erfolgreichen Nachfolgeprozess beitragen.
Bei der Planung und Umsetzung der familieninternen Nachfolge sind diese vier Fragestellungen von besonderer Bedeutung:
1. Will der Unternehmer das Thema Nachfolge anpacken?
2. Gibt es familieninterne Nachfolger?
3. Wieviel ist das Unternehmen wert?
4. Welche erbrechtlichen Regelungen sind sicherzustellen?
Unterschiedliche Varianten der familieninternen Nachfolge
Die Nachfolge innerhalb der Familie kann in unterschiedlichen Varianten erfolgen. Die häufigsten sind:
Nachfolge als Unternehmer | Der Nachfolger übernimmt sowohl die operative Geschäftsleitung wie auch die finanzielle Kontrolle. Dies ist die am häufigsten gewählte Variante. |
Nachfolge als Geschäftsführer | Der Nachfolger übernimmt die operative Geschäftsleitung. Die finanzielle Kontrolle bleibt beim bisherigen Unternehmer oder bei anderen Mitgliedern der Unternehmerfamilie. |
Finanzielle Kontrolle durch die Familie | Bei dieser Variante behält die Familie nur die finanzielle Kontrolle über das Unternehmen. Die operative Geschäftsleitung dagegen wird einem externen Manager anvertraut. |